Die Singgruppe

Entstanden ist die Singgruppe 1967, als die damalige Grundschullehrerin Erika Bayer mit ihren Schülerinnen und Schülern begann, einen Chor zusammenzustellen. Zuerst war das Ziel, die Kinder an die Liturgie im Gottesdienst heranzuführen - bis heute stellt die Singgruppe eine Abordnung, die Sonntags den Introitus, das Kyrie und das Gloria singt.

Bald schon entwickelte sich aber ein weit größeres Repertoire, das nicht nur kirchliche Lieder umfasst, sondern neben Volksliedern auch Schlager und moderne Stücke erklingen lässt. Beachtlich ist, dass fast alle der meist 3-stimmigen Sätze von Frau Bayer selber zu Papier gebracht wurden.

So ist die Singgruppe nicht nur aus unseren Gottesdiensten nicht mehr weg zu denken, sie begleitet auf ganz besondere Weise auch Bestattungen, auf Anfrage auch Taufen und Trauungen, und ist bei fast allen Veranstaltungen des Dorfes ein wertvoller Bestandteil.

 

Das 40-Jährige Jubiläum 2017 wurde zu Anlass genommen, einige ehemalige und inzwischen weniger aktive Mitglieder zu reaktivieren und auch neue Mitsängerinnen zu rekrutieren, so dass derzeit über 30 Damen ihre Stimmen erklingen lassen.

Hier der Bericht über das vergangene Jahr:

Unser Jahr 2020

 

Wir sind sehr euphorisch in dieses Jahr 2020 gestartet! Haben uns mit einer neuen Lautsprecherbox und Mirko ausgestattet, ein Cajon gekauft und am 13. Januar unsere Jahreshauptversammlung abgehalten.

Das Jahr 2019 rückblickend betrachtet und unter anderem festgestellt, dass wir eine Beteiligung am Beerdigungssingen von > 50% hatten. Dies zeigt, wie sehr gerade diese Aufgabe jeder Einzelnen am Herzen liegt. Das Highlight unserer Versammlung war aber natürlich wie immer die Pizza und das Schöppla Wein nach getaner Arbeit!

Im Februar sind wir bei Sturmwarnung, nassen Wiesen und sehr schlammigen Wegen nach Burggrafenhof zum Griechen gewandert und haben alle gemeinsam sehr gut gegessen. Der Sturm ist erst abends losgegangen, als wir alle wohlbehalten wieder zu Hause waren. Gottseidank!

Dann kamen die ersten Nachrichten über dieses „Corona“…eine mysteriöse Woar….. Die VIP-Singstunde stand an… machen wir‘s? Ja, nein, vielleicht?! Von politischer Seite nichts wirklich Konkretes… also JA! Machen wir:

Am 05. März hielten wir diese besondere Singstunde ab und jede von uns lud sich IHREN Special-VIP-Gast in die Singstunde ein: Jede und Jeder waren uns willkommen und doch sind drei Gäste besonders zu nennen: Der Pelzmärtel, die Schneiderin vom Pelzmärtel und die Texterin unseres „Mousse au Chocolat“-Liedes (Anm. d. Red. selbstgeschriebener Text für die etwas reifere Frau auf die Melodie von „Ich will keine Schokolade“) waren auch dabei. Ein liederreicher schöner Abend mit Wein, Gesprächen und Buffet in sehr entspannter und gelöster Atmosphäre.

Und dann kam der 12. März – CORONA! Die Landeskirche stoppt die Gesangsproben, die Pressemeldungen überschlagen sich, Südtirol-Skifahrer müssen in Quarantäne, die Landjugend stoppt in letzter Minute Ihre Theaterabende: Lockdown! Kontaktverbot! Schule zu, Homeoffice, Abstand halten… hat vielleicht irgendjemand schon dieses Virus aufgeschnappt? Unsicherheit und Angst machen sich breit….

Am 22. März, Sonntagmorgen ploppt in unserer WhatsApp-Gruppe ein Lied auf: „Herr rede du zu uns“ eingesungen von Sandra mit Klavier für uns alle. DAS trifft mitten ins Herz! Die Antworten in der Gruppe überschlagen sich, jede ist emotional gerührt, getröstet und ganz DA.

Ab jetzt gibt es jeden Donnerstag, also wirklich jeden! Donnerstag musikalische Inputs von Sandra. Über Nacht finden wir die schwarzen Mappen bestückt mit Notenblättern im Briefkasten und es folgen Lieder mit Gitarre, Klavier, einzeln in den Stimmen eingesungen, Einsingübungen und vieles mehr. Sonntags immer ein Extra-Gruß und diese Zeit des Lockdowns wurde so musikalisch überbrückt.

Na klar kommen da Kommentare wie: „Allmächt – ich muss des fei üben, wenn mei Mo nicht daham ist!“; „Des kanni fei bloß, wenn ich allaa bin!“   Jaaa – ich auch, egal ?.

Die ersten Lockerungen kommen und in NRW darf man wieder singen: mit Abstand, aber was für einer! Wir machen eine Stellprobe nur mit Stühlen am Kirchplatz – NEIN – also das, beim besten Willen – so machen wir das nicht. Wir würden mit unseren 33 Sängerinnen ja gar nicht auf dem ganzen Kirchplatz verteilt unterkommen!

Ende Mai beginnen Sandra und ich mit unserer ersten Radel-Tour: Für jede ein kleines Tütchen mit „Notenplätzchen“ und einem Likörchen im Gepäck – gegen ein Zaungespräch kann ja niemand etwas einwenden!                                                      Wir starten bei Geli Z., Erika H., Kathrin und Erna und es ist so schön die ersten Gesichter wieder zu treffen, Gespräche zu führen, ein ehrliches „Wie geht’s Dir?“ und es wird schneller Finster als uns lieb ist. Diese Radel-Touren begleiten uns den ganzen Sommer hindurch bis zum Herbst. Wir stellen fest: mehr wie vier Besuche pro Tour und Abend sind nicht drin, gerade weil ein Gespräch wichtig ist, ein Zusammenkommen und eine Unterhaltung! Und jede, wirklich jede sind wir abgefahren!

 

Mitte Juni dann die ersten Nachrichten aus dem Bayerischen Staatsministerium: Wir dürfen Singen! Juhuuu! Natürlich nur mit strengem Hygienekonzept, Abstand und am allerbesten draußen!  Egal! Wir! Dürfen! Singen!  

Im Nullkommanix steht das Hygienekonzept, die Abstandsflächen sind am Kirchplatz mit Kreide gezeichnet und am 22. Juni treffen wir uns das erste Mal wieder!

Is des Scheee! Alle wieder zu sehen, zu treffen, ein Geschwätz und ein Geschnatter ist zu hören, ja klar, mit Maske und Abstand und so, aber echte Menschen, Freundinnen, liebgewonnene Menschen! Ein bunter „Hühn“erhaufen! ?

Und dann, macht sich doch so ein bisschen Ernüchterung breit: Zwei Meter Abstand in alle Richtungen! Ich hör mich selbst so laut... Sing ich wirklich so… Ich muss ein bisschen leiser… Ich hör meine Nachbarin nicht… Von Hinten kommt aber ja auch nix…. Herrschaftszeiten! Allmeine!

Wir lernen uns gegenseitig ganz neu HÖREN und auch Singen, es braucht Mut etwas lauter zu Singen und wir lernen als erstes uns wohlbekannte und eingängige Lieder wieder neu kennen… Na… so langsam wird’s wieder!

 

Dann kommt über den fränkischen Sängerbund eine Anfrage: „Aischgrund TV würde gerne einen kurzen Bericht über einen Chor senden, über diese ersten Singstunden mit den neuen Auflagen: Wir haben da an euch gedacht!“ WER und WAS ist Aischgrund TV???? Eine kurze Befragung des Internets gibt Aufschluss: Ein regionaler TV-Sender der auf FrankenFernsehen ausstrahlt. Hm… ARD ist das ja jetzt nicht gerade... Aber Hey! Welcher kleine Dorf-Chor hat jemals in seinem Vereinsleben die Möglichkeit ins Fernsehen zu kommen! Ins Fernsehen! -> Ja! Mach mer! Da sind wir dabei!

 

Am 03. Juli reist ein Reporter mit Mikro und Kamera an, Frank Schneider vom Fränkischen Sängerbund und der Gruppenchorleiter Ralf Schuband sind auch zugegen. Jede ist aufgeregt, ein Kribbeln macht sich breit, jede passt nochmal so ganz extra auf die geltenden Hygiene-Regeln und Abstände auf, auch das Wetter spielt hervorragend mit. Zuerst ein paar Interviews und anschließend Impressionen unserer Chorprobe, Auszüge unserer Lieder und jede atmet erleichtert auf, als es hieß: Cut! Das Material ist im Kasten! -> Likörchen für alle ? In vierzehn Tagen ist die Ausstrahlung! (siehe: YouTube / Singen in der Pandemie)

 

So kommt der Sommer! Wir radeln am 23. Juli alle zusammen nach Cadolzburg in die Eisdiele – ja ja zusammen sitzen in der Eisdiele mit so vielen Leuten wird schon wieder etwas kompliziert - aber mit Abstand im Burghof bei herrlichem Abendsonnenschein und einer Aussicht                -> Das Leben ist schon schön! Uns geht’s wirklich gut!

Am 04. August radeln wir zusammen nach Großhabersdorf und sehen uns gemeinsam im Open-Air-Kino den Film „Wie im Himmel“ an. Glücklicherweise haben wir an Decken gedacht -zu späterer Stunde wird’s schon frisch!

Unabhängig von den regelmäßigen Proben sind wir auch bei der Stadt-Radel-Aktion wieder dabei – als stärkste Fraktion in unserer Gemeinde! Über 5.000km bringen wir zusammen!

Am 10. August ein erster Auftritt! Der 50. Geburtstag von Pfarrer Schmidt: Wir formatieren uns mit Abstand am Kirchplatz und singen ganz offiziell unser erstes Geburtstagsständchen und wieder schwingt ein bisschen Aufregung mit: Klappt das Singen mit Abstand? Der Applaus der Gäste klingt jedenfalls in unseren Ohren ?.

 

Anfang September erfahren wir einmal mehr was Gemeinschaft untereinander und zwischen unseren Dörfern ausmacht: Wir dürfen im Herbst und Winter nach Meiersberg ins Dorfhaus ziehen – draußen wird es mittlerweile frisch und sehr bald finster – und dort haben wir an den Donnerstagen an denen das neue Dorfhaus leer steht eine neue Bleibe mit 200 m²! Ausreichend Platz, so dass wir mit 30 Sängerinnen und unseren Abstandsregeln unterkommen – DANKE!

Auch unsere Kirchengemeinde ist rührig und am 20. September kann endlich Konfirmation gefeiert werden! Anders als bisher und doch mit dem besten Konzept welches dieser Sommer hergibt. Jede Familie kann dabei sein, der Großhabersdorfer Posaunenchor und Barbara Kelber an der Orgel untermalen den Gottesdienst und wir erwarten alle Konfirmanden im Anschluss des Gottesdienstes, haben uns aufgestellt – mit Abstand – und singen draußen am Kirchplatz zwei Lieder. Heuer mit besonderer Leidenschaft, da tatsächlich VIER Konfirmandinnen aus unserem Chor dabei sind!

Eine Woche später geht es gleich weiter mit der Hochzeit von Michael und Ina Richl geb. Guggenberger! Das Wetter ist uns leider nicht so wohlgesonnen aber wir halten tapfer durch. Gemessen an den Emotionen des Brautpaares hat sich das Warten in Nässe und Kälte gelohnt: „Only you“ und „Marmor Stein und Eisen bricht“ waren treffend gewählt!

 

Dann steigen die Inzidenzzahlen wieder, die ersten Pressekonferenzen schwören uns auf den kommenden Herbst und Winter ein. Am 15. Oktober noch eine eilig zusammen gerufene Vorstandschaftssitzung, die „Söder-Ampel“ ist öffentlich! So ein Mist!

Wir stellen die Präsenz-Proben wieder ein. Wir wollen verantwortungsbewusst Untereinander Miteinander und Füreinander sein. Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass Singen zum gefährlichsten Hobby der Welt wird? Gefährlicher als Freeclimbing, Paragliding oder Bungeejumping?

Aber wir lassen uns nicht unterkriegen! Pünktlich zu Pelzmärtel am 11. November ploppen Laternenlieder in unserer WhatsApp-Gruppe auf und der Pelzmärtel verteilt heimlich kleine Päckchen an alle Chor-Kinder ?.

 

Und auch die Großen im Chor finden rechtzeitig zum 1. Advent Ihre „Weihnachtsfeier 3.0“ vor der Haustüre, mit dem Auftrag: Glühwein trinken, Plätzchen essen und an jedem Adventsdonnerstag kommen Weihnachtslieder die Sandra und ErikaB mit Klavier und Gitarre eingesungen haben. Manchmal ist auch eine kleine Geschichte dabei.

 

So geht dieses sehr besondere und außergewöhnliche Jahr 2020 zu Ende. Emotionen die eine Achterbahnfahrt in uns ausgelöst haben. Doch im Nachhinein betrachtet hat sich viel getan, wir haben viel gelernt – anderes als ursprünglich geplant aber wie sagt man so schön: Nichts ist so beständig wie die Veränderung!

Wir starten auf jeden Fall hoffnungsvoll und frohen Mutes in das Jahr 2021 und lassen uns überraschen was es mit uns so vorhat!

 

                                                       Barbara Hühn, Vorsitzende